So beginnt der Wikipedia-Artikel über Rost.
Diese Uhr kam mit Sicherheit in Kontakt mit Wasser, und zwar über die Krone. Die logische Folge war viel Rost. Der Fundzustand ließ mich Zweifeln, ob diese Uhr jemals wieder ticken würde oder ob sie zu den Werken wandern sollte, die für zukünftige Revisionen als Spenderwerk dienen sollte.
Doch Versuch macht klug und so wurde das Werk erstmal zerlegt um es genauer zu begutachten.
Die Aufzugswelle stand schon aus dem Werk und beim Ziehen der Krone kam mir die Aufzugswelle komplett entgegen. Bei Abnahme der Zeiger und des Zifferblattes traf es mich hart. Die gesamte Aufzugsgruppe rund um das Schiebetrieb und das Aufzugtrieb war ein einziger Rostklumpen.
Bei der Entfernung der Deckplatte wurde klar, dass das Sperrad zwei Zähne verloren hatte. In meinem Fundus hatte ich noch ein unvollständiges Werk eines Kalibers Junghans 620.02. Dieses wurde zum Ersatzteillager erklärt.
Das Junghans 620 besitzt ein leicht zu entfernendes Federhaus. Bei dieser Version ist es mit zwei Rubinen extra gelagert und das obere Lager ist über eine kleine Brücke leicht zu entfernen.
Leider war es nicht so leicht, wie ich es hoffte. Bei der Entfernung blieb der Rubin auf der angerosteten Achse des Federhauses stecken und konnte nur durch Einweichen der Federhausachse in Kriechöl gelöst werden. Das Ganze lag eine ganze Nacht im Öl...
Die Abdeckung des Sperrkegels steckt fest in der Deckplatine. Beim Versuch diese zu entfernen passierte das nächste Malheur: Ich versuchte das Plättchen von unten abzuhebeln wobei es mir zerbrach. Besser war es, es mit der Triebnietmaschine von oben auszutreiben, was ich dann auch tat (natürlich notgedrungen dann auch beim Ersatzteil).
Die Triebnietmaschine kam noch einmal zum Einsatz: Der Lagerrubin des Federhauslagers musste wieder an Ort und Stelle. Es war das erste Mal, dass ich einen Rubin wieder in sein Metalllager steckte und ich kann vorwegnehmen: Das Lager tat wieder seine Arbeit.
Meist reinige ich die demontierten Teile oberflächlich mit einer kleinen Bürste oder Rodico und anschließend in der Uhrenreinigungsmaschine. Bei diesem doch deutlich verrosteten Uhrwerk entschloß ich mich, dieses vorher noch im Ultraschallbad zu reinigen.
Danach wurden die verrosteten Teile mit einer Fieberglasbürste bearbeitet und soweit ich es schaffte poliert.
Einige Teile waren vom Rost so angegriffen, dass ich diese austauschte.
Die Platine und einige Teile wurden bis auf das Trägermaterial vom Rost freigeschliffen.
Auch die Aufzugswelle wurde ersetzt und ragt auf den Fotos noch weit heraus, bis sie gekürzt wurde.
Das Zifferblatt dieser Diehl-Uhr besteht aus Kunststoff und hat eine Sonnenstruktur. Die Leuchtmasse ist dick und erhaben auf den Zahlen aufgetragen. Leider war diese an ein paar Stellen in die Rillen der Struktur des Zifferblattes gelaufen oder gebröselt. Dort nahm ich diese vorsichtig ab und reinigte das Zifferblatt leicht. Die Leuchtmasse besteht mindestens aus radioaktiv strahlendem Tritium oder noch aus Radium, daher empfiehlt es sich bei solchen Arbeiten immer gut geschützt zu arbeiten, d.h. mit Mundschutz, Brille und Handschuhen.
Nur noch die Aufzugswelle kürzen und schon war die Uhr fertig! Ein hartes Stück Arbeit...