Die Krone fehlte, das Glas war kaum noch durchsichtig und ließ keine Rückschlüsse auf den Erhaltungszustand des Zifferblattes zu.
Zunächst folgte die Abnahme der Zeiger und des Zifferblattes. Einziger sichtbarer Makel: Das Zifferblatt weist leichte Dellen und Wölbungen im Bereich der auf der Rückseite befestigten Zifferblattfüßchen auf. Sonst sind Zeiger und Blatt erfreulich gut erhalten. Alle Leuchtpunkte sind vollständig und erhaben.
Anfangs muss die Kraft, die auf das Räderwerk wirkt, genommen werden, das heißt, die Aufzugsfeder muss entspannt werden. Der das Kronrad hemmende Sperrhebel lässt sich durch ein kleines Loch erreichen und dort kann die Feder entspannt werden. Da die Aufzugskrone samt Welle fehlen, muss direkt am Federhaus mit dem Finger das schnelle Ablaufen verhindert und dort gebremst werden. Dann wird die Hemmungsgruppe entfernt, da Unruh und Anker am empfindlichsten sind.
Die Teile der Zifferblattseite bis zum Zeigerstell- und Aufzugsmechanismus folgen als nächstes.
Die Stoßsicherung der Unruh wird entfernt und in einen separaten, kleineren und feineren Reinigungskäfig gegeben.
Die zifferblattseitige Platine ist soweit fertig, die andere Seite ist an der Reihe. Bei diesem Kaliber kann das Federhaus problemlos und sehr servicefreundlich seitlich entnommen werden. Ursprünglich wollte ich die Aufzugsfeder wechseln, entschloss mich aber nach Sichtung der Feder ausserhalb des Federhauses (ohne Foto), diese wieder zu nutzen, da sie mir noch gut erschien.
Die Demontage schreitet voran, bis schließlich zur Reinigung in der Reinigungsmaschine die Unruh wieder auf der Platine eingesetzt wird. Vor der Reinigung werden aber auch hier Loch- und Deckstein entfernt.
Inzwischen sind alle Teile bereits in den Reinigungskäfigen sortiert. Unterhalb der Reinigungsbehälter sind die bisher genutzten Werkzeuge zu sehen. Dann wandert alles in die Reinigungsmaschine und wird in verschiedenen Lösungen rotierend gereinigt. Anschließend werden die Teile aber nochmals durch Sicht und ein Putzholz kontrolliert und nachgereinigt.
Ab hier wird die Remontage gezeigt. Zunächst wird die neue (noch überlange) Aufzugswelle montiert. Das Kronrad hatte ich leider vergessen vor der Reinigung in der Reinigungsmaschine abzunehmen. Dies musste jetzt nachgeholt und extra gereinigt werden. Den vernieteten Sperrhebel und dessen Federchen ließ ich an Ort und Stelle.
Das Werk ist vollständig montiert, jetzt wird das Zifferblatt aufgesetzt und mit den seitlichen Madenschrauben fixiert. Dann werden die Zeiger angebracht, das Werk darf zurück in das Gehäuse, ein neues Glas wird aufgepresst und die Länge der Aufzugswelle wird angepasst.
Der erste Testlauf mit der Zeitwaage zeigt nach Regulierung für mich als Nicht-Profi halbwegs befriedigende Ergebnisse. Die Schwingungsweite ist nicht so berauschend, vielleicht hätte ich die Aufzugsfeder doch wechseln sollen?
Hiermit wollte ich einen kleinen Einblick in die Bastelei eines Nichtprofis geben. Sicherlich wird so mancher Uhrmacher die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, würde so manchen Schritt an anderer Stelle machen und das Gehäuse würde danach sicherlich auch blinken und blitzen…