Die Uhr lag schon mehrere Jahre bereit und lief nicht mehr zuverlässig. Die Genauigkeit ließ zu wünschen übrig und augenscheinlich schien das Werk längst eine Revision vertragen zu können. Doch es sollte schlimmer kommen, als erwartet - das Werk war fast in Öl ertränkt. Schon auf der Unterseite des Rotors zeigte sich öliger Abrieb.
Das Junghans J83/1 besitzt eine Feinregulierung mit Sektorverzahnung. Mit Hilfe einer kleinen seitlichen Schraube kann der Rückerzeiger minimal weiter bewegt werden und damit kann das Werk in feinsten Schritten reguliert werden.
Das Werk wird mit zwei Werkhalteschrauben und so genannten Briden im Gehäuse gehalten. Nach der Abnahme der Zeiger und des empfindlichen Zifferblatte lässt sich die hervorragend konstruierte Datumsschaltung erkennen. Diese hatte sich so gut bewährt, dass sie auch beim Junghans 600 zum Einsatz kam. Zwei blank polierte Scheiben werden von zwei kleinen Federn in die Rastung der Datumsscheibe gedrückt.
Hier sind schon deutlich die ersten Ölpfützen auf den Platinen zu erkennen. Glücklicherweise war weder das Zifferblatt noch die Datumsscheibe mitbetroffen. Auch unter dem Datumsschaltrad klebte eine dicke Ölschicht...
Das Junghans J83 hat eine in das Werk integrierte Automatikbaugruppe, dadurch baut das Werk nicht so hoch als es vergleichbare mit aufgesetztem Automatikmodul haben. Auch hier hatte jemand vorher großzügigst das Ölkännchen angesetzt. Alle Räder waren verschmiert und mit verklebten Staubpartikeln behaftet.
Das Federhaus war auch voller Öl und nach Abnahme der Federhausbrücke zeigte sich ein Fussel, der um die Achse gewickelt war.
Daneben wurde der Blick auf den Aufzugs- und Stellmechanismus frei. Der Sekundenstopphebel ist in der Nut des Kupplungstriebs zu sehen.
Auch beim Umdrehen der Federhausbrücke ist Öl, Öl und nochmals Öl zu finden. Ein Zitat aus einem Artikel aus der Zeitchrift Chronos (4/2008) verdeutlicht schön den möglichst schonenden Einsatz des Öls und Fettes: "Knapp ein Zehntelmilligramm Öl in der Senke eines Rubins genügt auf Jahre hinaus - schon ein halbes Milligramm entspricht einer schweren Überschwemmung."
Dann dürfte diese Uhr einem mit Schweröl gefüllten Öltanker gleichen...
Unter der Rotorachse ist ein für mich neues Teil zum Vorschein gekommen. Es sieht aus wie eine winzige Halbkugel, die umgedreht das Sekundenradlager fixiert.
Nach Abnahme der Räderwerksbrücke ist der Blick auf das Räderwerk und den Sekundenstopphebel frei.
Das Sekundenrad ist in einem herausnehmbaren Lochstein gelagert.
Der Rest ist schnell entfernt. Auch hier sind auf der Grundplatine satte Ölpfützen zu finden.
Nach der Reinigung in den Lösungen der Uhrenreinigungsmaschine wird das Werk wieder montiert und behutsam geölt und gefettet. Manche Teile benötigten eine zusätzliche Nachbearbeitung mit dem Putzholz.
Der Sekundenstopphebel wird montiert, Teile des Aufzug- und Zeigerstellmechnismus und anschließend das Räderwerk.
Eine der drei Schrauben die zur Befestigung der Rotorachse benötigt werden, ist etwas kürzer. Leider fiel mir dies erst auf, als die falsche, zu lange Schraube am darunter liegenden Rad schliff.
Unter die Hebel wird minimal Fett gegeben, dass diese gut und leicht gleiten können. Mit der montierten Aufzugwelle kann die Funktion des Sekundenstopphebels getestet werden.
Danach folgt das Federhaus samt Brücke.
Für einen Nichtprofi wie mich ist die Remontage der Aufzugsgruppe eine große Aufgabe und wird zum Geduldspiel, bis alle Achsen auch wirklich in ihrem Lochstein sitzen.
Die Wechselräder mussten ausgiebig nachgereinigt werden. Durch die Reinigungsmaschine alleine wurden diese nicht sauber.
Die haardünne Feder des kleinen Blockierhebelchens, der wie ein Vogel aussieht, beschäftigte mich lange. Auf dem Foto ist die Feder noch auf der falschen Seite der Achse zu sehen...
Langsam werden die nächsten Schritte zur Routine, daher gibt es nur ein paar kurze Übersichtfotos...
Nach der Reinigung und der Remontage läuft die Uhr wieder ohne Probleme und ich bin froh, dass kein Teil übrig geblieben ist!