Diese Uhr war ein wirklicher Zufallstreffer. Glücklicherweise wurde beim Verkauf auch ein Foto des Werkes gezeigt ohne das wäre die Uhr niemals als Junghans-Uhr identifizierbar gewesen wäre – das Werk war ein Junghans J54.
Die Ur-Version stammte aus dem Schwenninger Werk und war noch mit dem Schmetterling gemarkt oder komplett ohne. Erst ab Schließung des Schwenninger Werks (20.06.1931) wurde die Kleinuhrfertigung komplett nach Schramberg verlegt, vorher wurde in Schwenningen jedoch schon reduziert produziert.
Es ist also anzunehmen, dass die Werke ohne Schmetterling mit der eingeprägten Kalibernummer 54 um 1931 oder auch schon etwas früher hergestellt wurden. Vermutlich wurden eine kurze Zeit parallel Uhrwerke aus Schwenningen und Schramberg verkauft und Junghans nutzte die „Billigmarke“ mit dem Schmetterling auch parallel zu den teureren Uhren, die mit dem Junghans-Stern gemarkt wurden.
Die obige Uhr mit dem Kaliber 12''' zeigt den Schwenninger Schmetterling auf dem Zifferblatt und auf der Werksplatine.
Die obige Uhr mit dem Kaliber 12''' zeigt keinerlei Markierung (Sammlung B. Schmotte).
Die Messing-Platinen der im Schwenninger Werk hergestellten Uhren haben noch keine vernickelte Oberfläche, die im Schramberger Werk produzierten Kaliber J54 schon. Die Schramberger Platinen der meisten Uhren weisen einen abgesetzten, äußeren polierten Bereich und einen inneren Bereich mit Streifenschliff auf. Hier hat in der Regel auch der Junghansstern auf dem Zifferblatt Einzug gehalten und auf dem Werk ist die Nummer des Kalibers (54) geprägt.
Das Kaliber Junghans J54 hat eine Stiftankerhemmung und bislang sind zwei Werksversionen bekannt - beide mit kleiner Sekunde
Die jetzt gefundene Uhr birgt so manche Überraschung. Das Zifferblatt ist das erste emaillierte Blatt, dass ich auf einer Junghans Armbanduhr bislang finden konnte.
Auf den Zeigern sind mittlerweile nur noch Reste von Leuchtmasse erkennbar und auch auf dem Zifferblatt ist keine Leuchtmasse mehr. Hier lässt sich nur vermuten, dass auf dem Emaille Leuchtpunkte aufgebracht gewesen sein dürften.
Die das Zifferblatt haltenden Schrauben haben das Emaille bereits abplatzen lassen und es wurde notdürftig um beide Schrauben zur Sicherung des Emaille Kleber angebracht.
Es existiert die einfachere Variante des Junghans J54 mit Körnerunruh und ohne Steinlager und die besser ausgestattete Variante Junghans J54a mit Zapfenunruh und sieben Lagersteinen.
Bei der jetzt entdeckten Uhr ist so einiges anders: Keine kleine Sekunde. Die Uhr hat keine Körnerunruh, sondern einen Trompetenzapfen, trotzdem wurden keine Steinlager verbaut. Das eine Ende war leider abgebrochen, doch im Fundus liegt schon ein passendes Ersatzteil bereit.
Die Uhr ist für mich ein echtes Überraschungspaket - keine Unruh mit Körnerzapfen, trotz des Trompetenzapfens keine Lagersteine, sondern Metalllager, keine kleine Sekunde und dann auch noch ein Zifferblatt aus Emaille! Junghans verblüfft mich immer wieder...